Aleyna Özdemir, geboren am 13. September 2005, ist die Tochter vom Vereinspräsidenten Yetis Özdemir. Sie wurde quasi in den Verein SV Yurdumspor’88 Lehrte hineingeboren. Schon als kleines Kind begleitete sie ihren Vater mit auf den Fußballplatz und guckte sich Spiele des Vereins an. Später war sie selbst in der Fußballabteilung aktiv. Zurzeit besucht die 14-Jährige die achte Klasse im Gymnasium Lehrte. In ihrer Freizeit schwimmt sie leidenschaftlich gerne und absolvierte sogar ihren Rettungsschwimmerschein beim DLRG.
Als sie ein kleines Mädchen war, boxte sie in einem Verein in Ahlten. Zusätzlich tanzte sie in der Gruppe „Magic Dance“, die damals beim SV Yurdumspor’88 Lehrte präsent war. Später, als das Boxen auch beim SV Yurdumspor’88 Lehrte angeboten wurde, wechselte sie ihre Boxgruppe. Heute assistiert sie den Kickboxtrainer, der zweimal wöchentlich Kinder im Alter zwischen 7-14 Jahren trainiert. Den Kindern etwas beizubringen und ihnen bei ihrer Entwicklung zuzugucken und ein Teil davon zu sein, motiviert Aleyna am meisten. Ihr persönliches Highlight war, als sie Bescheid bekommen hat, dass sie eine Stunde allein mit den Kindern trainieren darf. Sie machte sich direkt mit voller Vorfreude Gedanken, was sie alles in dieser Stunde mit den Kindern machen möchte. Gleichzeitig war sie auch sehr aufgeregt und hatte Angst, dass die Stunde in einem Chaos endet. Jedoch hat alles super funktioniert und die Aufregung milderte sich mit der Zeit. Sie hat sich gefreut, dass die Kinder sie respektvoll behandelt haben. So etwas motiviert Aleyna, wenn die Kinder ihr das Gefühl geben, dass es ihnen Spaß gemacht hat und sie mit voller Energie und mit einem Lächeln nach Hause gehen. Nach der Stunde kamen sogar Eltern zu ihr und haben ihr positives Feedback für die Stunde gegeben und da wusste sie, dass sie alles richtig gemacht hat und die Nervosität am Anfang völlig umsonst war.
Aleyna setzt sich aber auch anders im Verein ein, indem sie bei großen Veranstaltungen, wie die „Fight Night“ im November 2019, mithilft. Sie unterstützt alle bei den vielen Vorbereitungen, beim Verkauf, beim Auf- und Abbau oder sie hilft auch der Security aus. Bei der Bahnhofsmission im Dezember, wo der Verein Obdachlosen Essen austeilt, hat Aleyna ebenfalls mitgeholfen. Die Menschen haben ihr spannende Geschichten von sich erzählt und sich lange mit ihr unterhalten. Das Lächeln auf den Lippen der fremden Menschen, machte sie glücklich anders konnte sie ihre Gefühle nicht beschreiben. Sie wird es auf jeden Fall weiterhin machen. Für die Zukunft möchte Aleyna ihre Lizenz als Trainerin erreichen und ihre eigene Kickboxgruppe für Kinder leiten.
Sevket Sönmez wurde am 01.07.1978 in Lehrte geboren. Er ist die dritte Generation seiner Familie, die in Deutschland lebt. Seit 2003 ist er mit einer deutschen Frau verheiratet und hat zwei Kinder. Sevket Sönmez ist seit 24 Jahren Mitglied beim SV Yurdumspor’88 Lehrte. In seiner Jugend spielte er noch beim SV 06 Lehrte Fußball bevor er mit 18 Jahren den Verein wechselte. Zu dieser Zeit war sein Vater mit im Vorstand des SV Yurdumspor`88 Lehrte und repräsentierte den Verein. Damals lag der Fokus des Vereins lediglich auf Spaß beim Spielen, denn der Verein wurde nicht als „richtiger Verein“ akzeptiert. Sie wurden von anderen Vereinen ausgegrenzt und als „Schlägertruppe“ bezeichnet, was verdeutlicht, dass der SV Yurdumspor mit sehr vielen Vorurteilen zu kämpfen hatte. Dies sollte sich jedoch ändern, als Sevket Sönmez und Yetis Özdemir das Zepter 2001 übernahmen. Ihr Ziel war es das Image des SV Yurdumspor zu verändern, etwas Gutes zu bewirken und als Verein akzeptiert zu werden. Ein weiteres Ziel ist es auch, dass alle sich im Verein willkommen fühlen. „Multikulti“ ist hier nicht nur ein Begriff, sondern das Credo, das den Verein besonders macht.
Die unterschiedlichen Aufgaben im SV Yurdumspor sind klar verteilt. Sevket Sönmez ist Spartenleiter vom Fußball und trainiert zwei Mal die Woche die erste Herrenmannschaft. Dazu kommen an den Wochenenden noch Punktspiele, Hallenturniere oder vielleicht sogar eine extra Trainingseinheit. Er kümmert sich um die ganze Abteilung Fußball. Seien es die Spielerpässe, die Mitgliederverwaltung und die sonstigen Verwaltungsaufgaben, die erledigt werden müssen. Jedoch ist das noch lange nicht alles. Sevket Sönmez ist hauptberuflich in der Schichtarbeit unterwegs und hat keine geregelten Wochenabläufe. „Dann komme ich beispielsweise um 6 Uhr morgens von der Nachtschicht und muss um 11 Uhr auch schon wieder auf dem Platz stehen und meine Mannschaft motivieren. Das ist manchmal schon anstrengend, aber ist man erstmal da, hat man das auch schon wieder vergessen.“ Dazu kommt noch, dass er nicht sagen kann: „Mache ich nicht!“ Jede Aufgabe, die noch zusätzlich anfällt, sei es etwas Organisatorisches oder ähnliches, wird erledigt. Jeder hilft jedem im Verein. Sevket Sönmez sagt auch: „Ich bin kein Ich- Mensch. Auch, wenn ich mal ein wenig mehr gemacht habe, würde ich immer von ‘Wir‘ sprechen.“
Sevket Sönmez erzählte von seinen persönlichen Highlights, an die er sich sehr gerne zurückerinnert. Als er damals selbst noch Spieler war, nahm seine Mannschaft zum ersten Mal am Kreispokalfinale mit ca. 300 Zuschauern teil. Im Finale zu stehen war für ihn und seine Mannschaft eine besondere Situation, die sie alle nicht so schnell vergessen werden. Damals trainierte Thorsten Kubiak die Mannschaft des SV Yurdumspor. In der Saison 2011/12 stieg die erste Herrenmannschaft des SV Yurdumspor, mit ihrem damaligen Trainer Özen Keyik, in die Kreisliga auf und gewann im ersten Derby gegen 06 Lehrte mit über 700 Zuschauern. Ein Moment, den man beim Fußball nicht so schnell vergisst.
„Im Jahr 2011 konnten wir mit unserer Fußballmannschaft auch endlich auf eine Mannschaftsfahrt fahren.“ Die Reise ging in die Türkei in die Stadt Alanya. Zur Auswahl für die Reise stand auf der anderen Seite noch Mallorca, aber die Entscheidung fiel der Mannschaft ziemlich einfach, denn die Türkei ist das Heimatland von 90% der Spieler des SV Yurdumspor Lehrte.
Hans Sarpai, ein ehemaliger Profispieler der Bundesliga, drehte 2014 zwei Wochen zusammen mit der Fußballmannschaft des SV Yurdumspor Lehrte für seine Fußball-Doku „T steht für Coach.“ Er gab den Spielern Tipps und trainierte mit ihnen für das nächste Spiel. „Die Kamera- Situation war natürlich für uns auch etwas ganz Neues und Aufregendes. Die Chance von einem Profispieler zu lernen, ist eine einmalige Chance und wir sind froh, dass wir dies für unsere Spieler ermöglichen konnten.“
2015 gab es die große Flüchtlingswelle in Deutschland und der SV Yurdumspor Lehrte wusste, dass er helfen und etwas tun musste. Sie gründeten eine Fußballmannschaft, die nur aus Flüchtlingen bestand und nahmen sie im Verein auf. „Manche von ihnen spielen bis heute noch bei uns Fußball und haben sich weiterentwickelt.“, sagte Sevket Sönmez. „Mit dem Flüchtlingsteam und unserer Arbeit waren wir sogar damals in den Tagesthemen und erhielten Preise und Ehrungen beispielsweise den Integrationspreis vom DFB und den Integrationspreis der Deutschen Regierung in Berlin. Dazu ging noch ein weiterer großer Traum 2016 in Erfüllung. Ein eigener Vereinsbus mit Anhänger, denn die Flüchtlingsmannschaft oder auch die anderen Mannschaften konnten nicht immer eigenständig zu Auswärtsspielen fahren. Der Vereinsbus hat dies jedoch möglich gemacht, dass jeder die Chance hat am Spiel teilzunehmen.“
Einer der größten Highlights von Sevket Sönmez ist, dass 2017 der Ministerpräsident von Niedersachsen sich als Gast ankündigte. Stefan Weil besuchte den Verein aufgrund der Leistung in der Integrationsarbeit. Er sah sich das Training im Lehrter Stadion der Fußballmannschaft mit Flüchtlingen und anderen Jugendlichen an. Dazu hat der Vorstand vom SV Yurdumspor Lehrte persönlich den damaligen Bürgermeister Klaus Sidortschuk eingeladen. Der Ministerpräsident nahm sich eine gute Stunde für den Verein Zeit und stellte Fragen zu der Integrationsarbeit im Verein und wie alles von den Ehrenamtlichen gemeistert wird. Er lobte den SV Yurdumspor Lehrte und sagte, dass sie so weiter machen sollen.
Vor ein paar Jahren erhielt der SV Yurdumspor Lehrte einen Anruf von einem anderen ausländischen Verein, der nicht mehr weiterwusste und um Hilfe bat. Der SV Yurdumspor’88 Lehrte diente dann als Vermittler zwischen dem Verein und dem Verband, denn der Verein sollte aus der Liga ausgeschlossen werden. „Niemals hätten wir gedacht, dass wir einmal als Vorbild dienen würden. In diesem Moment wussten wir, dass wir bis jetzt alles richtig gemacht haben.“, so Sevket Sönmez
Heute sind die Hallen gefüllt mit nicht nur türkischen Mannschaften, sondern mit allen Mannschaften. Der Verein hat sich hochgearbeitet von einem zerfetzten Lederball zu einem ganzen Equipment. Nicht nur Fußball, sondern auch Kickboxen, Basketball und Tanzen, bietet der Verein an und organisiert selbst verschiedene Veranstaltungen, wie im Winter die Hallenturniere und im Herbst die „Fight Night.“
„Wir haben den Weg rausgefunden. Es hat uns viele Jahre und viel, viel Kraft gekostet. Wir haben uns positiv entwickelt und haben es geschafft. Wir sind integriert, wir sind hier, wir sind da!“ ~ Sevket Sönmez
Geschrieben von Rebecca Koch